Schulpartnerschaft zwischen Neuenburg und St. Gallen
Der Begriff der Schulpartnerschaften ist zwar in Mode, wie aber kann eine solche in der Realität umgesetzt werden? Wir nehmen Sie mit auf eine Entdeckungsreise rund um die Partnerschaft zwischen der Kantonsschule am Brühl (SG) und dem Lycée Jean-Piaget in Fleurier (NE).
«Ich würde mir wünschen, dass meine Schüler die französische Sprache lieben lernen!» beginnt Giovanni Rizzi. Der Französischlehrer der Kantonsschule am Brühl in St. Gallen hat sich für die Entwicklung einer Partnerschaft zwischen seiner Einrichtung und dem Lycée Jean-Piaget in Fleurier im Kanton Neuenburg eingesetzt. Die beiden Schulen pflegen seit 2016 diese enge Partnerschaft, dessen Ziel eine langfristige Zusammenarbeit ist. Auch die Deutschlehrerin Patricia Burger, die sich von Anfang an für dieses Projekt engagiert hat, ist begeistert vom Austauschprogramm. Für die Dauer von drei Jahren und ab dem zweiten Ausbildungsjahr können Schülerinnen und Schüler, die den Fachmaturitätsausweis in Pädagogik absolvieren, von den engen Kontakten zwischen den beiden Schulen profitieren. Am Ende des Programms haben sie die Möglichkeit, ein Berufspraktikum in der anderen Sprachregion zu absolvieren.
Die Partnerschaft gibt einen institutionellen Rahmen für das Austauschprogramm vor und erleichtert so seine Durchführung. Sie garantiert die Unterstützung der Leitungen und erlaubt eine klare Kommunikation mit Kollegen und Eltern. Letztere werden sorgfältig über die verschiedenen Abschnitte informiert, erklärt Giovanni Rizzi. Bis zur Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung mussten die Beteiligten sich mit sehr unterschiedlichen Schulkulturen arrangieren. In Neuenburg konnte das Austauschprogramm einfach in den Schulalltag integriert werden, da der Austausch im Lehrplan verankert ist. In der Jahresplanung ist eine Woche speziell hierfür vorgesehen, um die Organisation von Treffen und Veranstaltungen im Rahmen der Partnerschaft zu ermöglichen, und um die Lehrpersonen der anderen Fächer an der Vorbereitung zu beteiligen. So hat die Psychologie-Lehrerin beispielsweise mit ihren Klassen Klischees über die deutschsprachige Schweiz thematisiert. In St. Gallen dagegen musste der Lehrplan angepasst werden, um den Schülerinnen und Schülern dieselben Möglichkeiten zu bieten, wie sie die Schülerinnen und Schüler aus Fleurier haben. Es musste mehr Überzeugungsarbeit als in Neuenburg geleistet werden, insbesondere bei denjenigen Kollegen, die ihre Planung anpassen mussten.
Selbstverständlich regelt die Partnerschaft nicht alle Einzelfälle. Im ersten Jahr brauchte es eine Menge Geduld und einen guten Sinn für die Zusammenarbeit, insbesondere bei der Vorbereitung der Sonderwochen im Juni und September 2017. Diese fächerübergreifenden Treffen, auf halben Weg zwischen Biologie, Chemie, Geschichte und Fremdsprachen, die durch die Erstellung von Videos in zweisprachigen Gruppen ergänzt wurden, waren ein grosser Erfolg. «Die Motivation ist gross, da die Schülerinnen und Schüler sehen, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind», erklärt Patricia Burger. Die beiden Lehrer räumen ein, dass die 17 bis 18-jährigen Schülerinnen und Schüler zurückhaltender sind als Jüngere, was den Austausch betrifft. Nichts desto trotz ist sich Giovanni Rizzi sicher, dass «das Programm perfekt geeignet ist, um sie zu sensibilisieren».
Dank der Partnerschaft können alle Lehrpersonen der beiden Schulen von den wachsenden Austauschmöglichkeiten mit ihren Kolleginnen und Kollegen profitieren. Vom Anderen lernen, den eigenen Lehrstil überprüfen, die eigenen Methoden perfektionieren und Neues erlernen. Dies sind die Vorteile, welche von Patricia Burger und Giovanni Rizzi ins Feld geführt werden. Ausserhalb des formalen Rahmens ist die Partnerschaft daher vor allem ein zwischenmenschliches Projekt, welches nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern der ganzen Schule zugutekommt. Den Ideen der Teilnehmenden, der Kreativität und dem freien Ausdruck Raum lassen, darum geht es im Kern dieses Projekts.