Dienstag, 14. Mai 2024

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am 30. April von Movetia organisiert wurde. Rund 60 kantonale Akteure und Vertreterinnen und Vertreter von Schulleitungen trafen sich in Bern, um sich über bewährte Praktiken in den Kantonen auszutauschen. Zusammenfassung der Highlights des Tages.


Sechs wichtige Erkenntnisse ergaben sich aus den Diskussionen über die Rolle der Kantone bei der Verankerung der internationalen Mobilität und Kooperation:

  1. Die Internationalisierung auf der Sekundarstufe II ist ein Thema, das in den Kantonen gefördert und von ihnen getragen wird.
  2. Es gibt viele Beispiele für Good-Practice-Projekte in den Kantonen. 
  3. Die Förderung von Austausch und Mobilität kann von Kanton zu Kanton stark variieren: Teilweise gibt es kantonale Stellen, die für die Förderung internationaler Projekte zuständig sind, in anderen Kantonen wird diese Aufgabe an die Schulen selbst delegiert, etc.
  4. Die Kommunikation von Good Practices, insbesondere in Bezug auf die Vielfalt und den Inhalt von Projekten, ist wichtig und hat noch grosses Potenzial. 
  5. Mobilitäten von Lernenden geniessen ein höheres Ansehen als Kooperationsprojekte von Schulen zum Beispiel im Bereich des Innovations- oder Know-How-Austauschs.
  6. Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren kann noch verbessert werden. Wirtschaft, Verwaltung und Politik auf kantonaler Ebene, der Bund und die Schulen der Sekundarstufe II haben ein grosses Interesse daran, die Internationalisierung zu fördern, ziehen aber nicht immer am gleichen Strick.


Einige Zitate, die wir vor Ort gehört haben

«Die Schweiz kann im Bildungsbereich viel von der internationalen Ebene lernen. Als ich zum ersten Mal eine Schule im Ausland besuchte, war das eine Offenbarung. Diese hatte einen derartigen Vorsprung in Sachen Digitalisierung. Dieser Austausch hat mir insbesondere ermöglicht, die virtual reality in den Unterricht meiner Schule zu implementieren.» 
Ben Hüter, Direktor des Berufsbildungszentrums IDM Thun

«Das Tessin hat die notwendigen Rahmenbedingungen (Gesetz, kantonale Fachstelle, etc.) für die Entwicklung von Austauschen im Kanton und seinen Bildungsinstitutionen geschaffen. Die Schulen können sich so auf ihre Rolle konzentrieren und jede Schule muss ein Konzept im Zusammenhang mit Sprachen und Mobilität entwickeln.»
Paolo Colombo, Direktor der Abteilung für Berufsbildung, Departement für Erziehung, Kultur und Sport (TI)

«Die Kantone, die über ein Austauschbüro verfügen, erzielen die besten Ergebnisse. Die Organisation von Austauschen kann nicht nur auf der Motivation einer einzelnen, motivierten Person beruhen.»
Olivier Tschopp, Direktor von Movetia


Drei Workshops zur Vertiefung der Themen

Um die Fragen zu vertiefen und sich gegenseitig zu inspirieren, konnten die Teilnehmenden an verschiedenen Workshops teilnehmen. Einer dieser Workshops befasste sich mit dem Beispiel des Austauschbüros in Neuenburg. In einem zweiten Workshop wurde das internationale Austauschprojekt einer Luzerner Schule näher beleuchtet. Der dritte Workshop befasste sich mit der Internationalisierung in der Berufsbildung.

1. Verankerung der Mobilität in einem Kanton: das Beispiel des Austauschbüros in Neuenburg

Die Einrichtung eines Austauschbüros trägt wesentlich zur Entwicklung von Austausch und Mobilität in den Kantonen bei und bedeutet nicht gezwungenermassen, dass der Kanton eine enorme Investition tätigen muss. Die folgenden drei Punkte sind für den Erfolg eines Austauschbüros am wichtigsten:

  • Eine Strategie und eine politische Verankerung auf kantonaler Ebene.
  • Direkte Verbindungen und Mobilitätsbeauftragte in jeder Schule.
  • Ein Büro, das aus mehreren Mitarbeitenden besteht.

2. Internationalisierung in der Berufsbildung: Pro und Contra

In diesem Workshop diskutierten die Teilnehmenden über den Mehrwert und die Herausforderungen bei der Organisation von internationalen Austausch- und Kooperationsprojekten. Die Diskussionen ergaben folgende Ergebnisse: 

Pro: 

  • Verbesserung der persönlichen und sozialen Kompetenzen
  • Erhöhung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt
  • Attraktivität für die Bildungsinstitution

Contra:

  • Erfordert ein hohes Engagement und personelle Ressourcen
  • Die Integration von Inhalten und das Nachholen von Kursen
  • Alle Partner an Bord haben (die Bildungsämter/den Kanton und das Unternehmen, wenn es sich um Berufsbildung handelt)


3.    Die Reform der gymnasialen Maturität: Präsentation von Gute Praxis und Diskussion

Die am Projekt des Gymnasiums Musegg Luzern beteiligten Lehrerinnen und Lehrer betonten, dass es möglich sei, mit einem kleinen Projekt zu beginnen, das sich potentiell zu etwas Grösserem entwickeln kann. Sie betonten zudem:

  • Die Präsenz und Sichtbarkeit des Projekts innerhalb der Schule ist entscheidend, um die Kultur des Austauschs in der Schule zu verankern und als etwas zunehmend Selbstverständliches zu etablieren. 
  • Es ist von entscheidender Bedeutung, möglichst viele Personen aus der Schule einzubeziehen, um die Identifikation mit dem Projekt und seine Verankerung in der Institution zu erhöhen. 
  • Die ideelle und moralische Unterstützung der Schulleitung ist für Mitarbeitende, die einen Austausch organisieren möchten, wichtig. Darüber hinaus sollten die Schulen/Kantone den beteiligten Lehrkräften einen Ausgleich in Form von Entlastung gewähren.