Gemeinsam zu mehr Inklusion in der Jugendarbeit
Gemeinsam mit den Nationalagenturen aus Belgien (Flandern), Deutschland und Estland hat Movetia eine internationale Weiterbildung zur inklusiven Jugendarbeit in Bern organisiert. Während 4 Tagen haben 23 Jugendarbeitende aus diesen Ländern und aus der Schweiz diskutiert und anhand von Praxisbeispielen neue Ansätze gewonnen.

Einen Plan mit einer Schritt-für-Schritt- Anleitung für Inklusion? Das gibt es nicht. Jede Situation, jeder Mensch und jede Organisation funktionieren anders. Das Wichtigste? Miteinander sprechen, sich informieren und ganz zentral, der Austausch mit Betroffenen.
Erfolgsfaktor für Inklusion
«Organize something with someone and not for someone!» sagte Nicole Grieve in der ersten Expert:innendiskussion der Woche. Vertretende aus den Organisationen Idéesport, Insieme und Blindspot diskutierten gemeinsam über ihre Erfahrungen in der Inklusionsarbeit. Ob Sport für alle ermöglichen oder ein Skilager für Teilnehmende mit Behinderungen organisieren – es geht immer um die Menschen. Einfach ist das nicht immer. Es müssen kreative Lösungen gefunden und Hürden überwunden werden – das kostet manchmal viel Energie. «Trial and error» ist beim inklusiven Arbeiten unausweichlich. Inklusion bedeutet nicht nur Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Aktivitäten zu integrieren, sondern auch schon bei der Planung auf ihre Stimme zu hören. Dieser Grundsatz gilt für alle Jugendaktivitäten, bei inklusiven Projekten ist er zentraler Erfolgsfaktor.
Organize something with someone and not for someone!
Gemeinsam vorwärts
Möglichst alle beteiligten Akteure ins Boot holen und ein Projekt erfolgreich umsetzen: Diese Erfahrung versuchte die Stiftung Ton sur Ton in La Chaux-de-Fonds mit den Schweizer Jugendarbeitenden und den internationalen Gästen geteilt. Ton sur Ton hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Zugang zu Zirkus, Tanz und Theater für alle jungen Menschen zu öffnen. Bei der Konzeption eines inklusiven Austauschprojektes und der Öffnung der regulären Angebote der Stiftung wurde ein Inklusionsexperte ins Projektteam geholt, der selbst von einer Behinderung betroffen ist und so zusätzlich die eigene Erfahrung mitbringt. Ausserdem haben alle am gleichen Strang gezogen, von den Mitarbeitenden bis hin zur höchsten Hierarchiestufe. Ohne diese Unterstützung der ganzen Organisation wäre es auch für Ton sur Ton schwierig geworden, in ihren Projekten inklusiver zu arbeiten.
Das Regionalfernsehens canalpha hat Movetia bei ihrem Besuch bei Ton sur Ton begleitet:
Weiter standen Praxiseinblicke bei der offenen Jugendarbeit der Stadt Bern (toj), der Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderung der Stadt Bern und dem Kulturort «Heitere Fahne» in Wabern auf dem Programm. Die «Heitere Fahne» existiert seit 2013 und beschreibt sich unter anderem als ein Ort für «Menschen mit und ohne Behinderungen». Die Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hat vor Kurzem u.a. in Zusammenarbeit mit dem toj und anderen Organisationen der Jugendarbeit die Plattform «Berner Freizeit barrierefrei» entwickelt. Sie soll die Teilhabe an Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, welche von einer Behinderung betroffen sind, verbessern. Dafür wurden fast 100 Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung mit Wohnsitz in der Stadt Bern hinsichtlich ihrer Bedürfnisse für mehr Barrierefreiheit und Information befragt.
I’ts about people!
Von Erfahrungen gegenseitig lernen
Wer aus gemachten Erfahrungen zusammen lernt, erreicht das Ziel schneller. Die insgesamt 23 teilnehmenden Jugendarbeitenden mit teils sehr unterschiedlichen Hintergründen konnten enorm von den Projektbeispielen und vom gegenseitigen Austausch profitieren und in dieser Weiterbildung wertvolle Kontakte knüpfen.
Spannend ist – niemand, von den verschiedenen Organisationen bis zu den Teilnehmenden, bezeichnete sich selbst als Inklusionsexperte oder -expertin. Und dies, obwohl viele bereits inklusiv arbeiten. Einfach mal probieren, Fehler machen und sich weiterentwickeln – das ist das Erfolgsrezept. Sinngemäss sagte auch der Direktor von Ton sur Ton «Ich bin kein Inklusionsexperte. Ich habe nur unterwegs ein paar Dinge aufgeschnappt.» Nur Angst darf man beim inklusiven Arbeiten keine haben. Fehler passieren und das sollen sie auch. Wie ein Teilnehmer des Workshops passend zusammenfasste: «It’s about people!». Nicht mehr und nicht weniger.