Jugendaustausch mit non-formalen Lernmethoden
Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie zwei Jugendgruppen aus der Romandie und dem Tessin non-formale Lernmethoden anwenden. Bei ihrem interkulturellen Abendteuer überwinden sie verschiedene Barrieren und wachsen gemeinsam.
Unter der prallen Sonne des Tessins erreichten wir die Finca Agriturismo, den Veranstaltungsort des Projekts «Interkulturelle Begegnung und Sommeraktivitäten Schweiz zwischen der Romandie und dem Tessin». Dieses Projekt – Teil des ausserschulischen Jugendaustauschprogramm „Austausch für alle – leicht gemacht“ – brachte Kinder aus verschiedenen Landesteilen der Schweiz zusammen, um über kreative und spielerische Methoden kulturelle und sprachliche Barrieren zu überwinden.
Die Finca, eingebettet zwischen den Tessiner Bergen und dem Fluss Ticino, empfing uns ruhig und friedlich. Nur wenige Menschen waren bei unserer Ankunft zu sehen – eine Person sass vor der Rezeption, während zwei weitere Personen sich um die Pferde kümmerten. Wir erfuhren, dass die Gruppe, die wir besuchen wollten, noch am Fluss verweilte. Während wir auf sie warteten, suchten wir Schutz vor der Sonne und setzten uns in den Schatten.
Kurz darauf kam eine Gruppe von 25 Kindern auf uns zu – 10 aus dem Tessin und 15 aus der Romandie. Die Kinder sahen zufrieden und entspannt aus. Die vordersten trugen eine dicke Leinwand, die sie mit natürlichen Farben bemalt hatten, die sie selbst am Fluss aus Blättern und Blumen hergestellt hatten. Diese Aktivität war Teil eines Workshops, der auf der „Feel-Thinking“- Methode basiert. Die Workshopleitenden Jhoseth Alexander Silva und Jehisson Santacruz, die sich anschliessend zusammen mit der Projektleiterin Julie Dogny zu uns setzten, erklärten uns, dass diese Methodologie durch das gemeinschaftliche Arbeiten und den Einsatz natürlicher Materialien eine tiefere Verbindung zu sich selbst, zu anderen und zur Natur fördert. Es war beeindruckend zu sehen, wie kreativ die Kinder mit der Natur und miteinander arbeiteten und dabei ihre Umgebung neu entdeckten.
Ein weiteres Highlight des Projekts war ein Kunst-Workshop, bei dem die Kinder Selbstporträts mit geschlossenen Augen zeichnen sollten. Dieser Ansatz half ihnen, Hemmungen abzubauen und Gefühle auszudrücken, ohne sich von der Angst vor Imperfektion einschränken zu lassen. Die entstandenen Werke spiegelten nicht nur die Kreativität, sondern auch das wachsende Selbstbewusstsein der Kinder wider.
Julie Dogny, Projektleiterin aus der Gemeinde Chavornay, betonte die Bedeutung solcher Austausche im jungen Alter: „Wir sehen immer wieder, dass bereits kleine, nationale Projekte eine grosse Wirkung haben. Besonders für junge Menschen öffnet dies das Wesen für neue Sprachen und Kulturen und senkt die Hemmschwelle, eine fremde Sprache zu sprechen.“ Sie unterstrich auch, wie solche interkulturelle Projekte Rassismus entgegenwirken können, indem sie den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, in ihrem Freundeskreis als Multiplikatoren zu wirken.
Neben den kreativen Workshops förderten körperliche Aktivitäten wie Canyoning und Schwimmen die non-verbale Kommunikation der Kinder. Diese Aktivitäten erforderten gegenseitige Hilfe und führten dazu, dass sie lernten, mit ihren Händen und Körpern zu kommunizieren. Der Austausch zwischen den Kindern aus verschiedenen Regionen und Sprachgruppen verlief dadurch spielerisch und mühelos. Selbst beim Essen mischten sich die Kinder aus den verschiedenen Landesteilen untereinander.
Unser Besuch auf der Finca Agriturismo hat deutlich gemacht, wie wichtig informelle und non-formale Bildungsansätze in der interkulturellen Arbeit sind. Die spielerischen und kreativen Methoden des Projekts ermöglichten es den Kindern, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden, während sie gleichzeitig ihr Selbstvertrauen und ihre Kreativität stärkten. Dieses interkulturelle Abenteuer wird den Kindern nicht nur wichtige Fähigkeiten für ihre Zukunft vermitteln, sondern ihnen auch noch lange in Erinnerung bleiben.