Internationale Zusammenarbeit der Hochschulen durch COIL

Die digitale Transformation erfordert agile Ansätze und die Erforschung innovativer Lehrmethoden in der Hochschulbildung. Eine davon, die sich in den vergangenen Jahren am meisten durchgesetzt hat, ist COIL (Collaborative Online International Learning). COIL ist eine Online-Lernumgebung, in welcher zwei oder mehr Hochschulen aus einem anderen Land gemeinsam einen Kurs halten.  Über den gemeinsamen Lehrplan und die relativ einfachen Technologien findet unter den Studierenden ein interkultureller Austausch statt. Diese Kurse können ein Einstieg sein, um das Interesse der Studierenden an einem Auslandsstudium zu wecken. Sie haben aber auch andere Vorteile.

Grafik COIL

Um auf diese aufmerksam zu machen und Wissensaustausch zu ermöglichen, offerierte Movetia in Kooperation mit swissnex in Indien das Fortbildungsmodul «Mastering the Art of Collaborative Online International Learning (COIL)», bei welchem 25 Lehrpersonen mit der Unterstützung internationaler COIL-Experten erstmals ein eigenes Thema der Lehre in ein COIL-Format wandeln konnten. Spätestens seit dem Ausbruch von COVID, als die Digitalisierung eine neue Vielfalt an Lösungen für die Hochschullehre mit sich brachte, setzte sich COIL als Lehrmethode durch und wird zunehmend in die gängigen pädagogischen Formen der Hochschulen integriert. Dank der Kontinuität in der Erprobung und Umsetzung von COILS stehen sie vermehrt zuoberst auf der Liste von Möglichkeiten länderübergreifender Kollaborationsformen unter Hochschulen. COIL erfordert zwar einen gewissen Aufwand sowohl für die administrative Umsetzung als auch für die Dozierenden selbst, bewirkt aber für alle Involvierten sehr viel Positives. Diejenigen, die es schon ausprobieren konnten, loben es als Erfahrung, die zwischenmenschliche Fähigkeiten, kritisches Denken, kooperative Problemlösung, Professionalität und Interdisziplinarität in einem neuen Masse hervorbringt. Als neue Pädagogik verkörpert diese Lehrmethode auch weitere Aspekte, die auf dem globalen Bildungsparkett viel diskutiert werden, nämlich eine umweltfreundlichere Fortführung des internationalen Austausches für Studierende und Dozierende bei gleichzeitiger Vermeidung eines zu hohen Kohlenstoff-Fussabdruckes sowie die Inklusion all jener Studierenden und Dozierenden, welche aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht in der Lage waren, zu Studien- und Lehrzwecken einen Auslandsaufenthalt zu machen. COILs sind sehr vielversprechend und ihre erfolgreiche Durchführung erfordert jedoch eine angemessene Vorbereitung und Schulung der Dozierenden.

COIL von A bis Z

Eine solche Schulung erstmals mit internationalen Expert:innen für Schweizer Dozierende durchzuführen, war das Ziel der Movetia COIL Masterklasse. Die COIL Masterklasse ist ein Beitrag von Movetia sowohl zum Prozess der Internationalisierung der Lehre als auch zur Förderung von interkulturellem Austausch für alle. Zwischen dem 25. Januar und dem 22. Februar trafen sich die angemeldeten 25 Lehrpersonen der Universitäten Zürich und Basel, der Pädagogischen Hochschule Luzern sowie den Fachhochschulen Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI, Hochschule Luzern, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Haute École Spécialisée de Suisse Occidentale HESSO, Berner Fachhochschule BFH und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu wöchentlichen Sessions, die jeweils im Tandem von zwei internationalen Expert:innen angeleitet waren. Die Zusammensetzung des Teams aus insgesamt acht COIL – Instruktor:innen war eine besondere, denn sie stammen nebst dem europäischen Kontinent auch aus Kolumbien, Brasilien, Südafrika und Japan. 

Nebst der Einschätzung des bereits vorhandenen Kompetenzniveaus zu COIL, haben die Absolvent:innen zugrundeliegende Fertigkeiten der digitalen Pädagogik kennengelernt, die für die Durchführung eines ansprechenden, wirkungsvollen COIL-Kurses erforderlich sind. Sie kennen nun die verschiedenen Arten und Elemente von COILs, wie z.B. Sprint-COILs, Semester-COILs, COILs mit Beteiligung von Dritten und COILs zwischen zwei akademischen Einrichtungen. Sie sind ausserdem in der Lage, die digitalen Anwendungen auszusuchen, die für ihren COIL- Kurs am besten passen, die Logistik für die Durchführung planen zu können.

Weitere relevante Themen der Schulung waren das interkulturelle Lernen und die Wirkung von COIL auf die interkulturellen Kompetenzen aller Beteiligten sowie das Kennenlernen von Strategien für internationalisierte Lernergebnisse. Der Vernetzungsfaktor war in dieser COIL-Masterklasse für alle Beteiligten hoch. Dabei spielte nicht nur die internationale Dimension eine Rolle. Der Kurs bot die auch Gelegenheit, sich mit der Kolleg:innen aus anderen Schweiz Hochschulen zu vernetzen.

COIL Lessons Learnt

Die Masterklass gestaltete sich sehr vielfältig. Im letzten Modul hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, ihre Konzeptideen des eigenen COIL-Kurses zu präsentieren. Ihre konzipierten COIL-Ideen vorgestellt haben die HSLU mit einem Projekt zu Interkulturalität und Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin HTW, sowie einem weiteren HSLU-Projekt, das «COIL Open Innovation», in welchem die Studierenden die Relevanz und Reichweite des Konzepts der offenen Innovation sowohl in Theorie und Praxis lernen sollen und welches  in Zusammenarbeit mit der Lviv National Polytechnic University Ukraine umgesetzt wird. Des Weiteren präsentierte die PH Luzern ihr Projekt einer Zusammenarbeit zum Thema Sprachunterricht, welches mit der State University Campinas, Brasilien umgesetzt wird.

Die HESSO setzt gemeinsam mit der ZHAW einen COIL-Kurs zum Thema Nachhaltigkeit um, der mit Dozierenden und Studierenden der Azerbaijan State University of Economics (UNEC) und der NJC Al-Farabi Kazakh National University Shanghai University durchgeführt wird. Die SUPSI konzipierte einen COIL-Kurs, für welchen noch keine internationale Partnerinstitution gefunden worden ist, aber in welchem Studierende aus Gesundheitsberufen die Gelegenheit geben werden soll, über Konzepte zu Kultur und interkultureller Kommunikation nachzudenken, kulturelles Bewusstsein und Sensibilität zu fördern, interkulturelle Beziehungen zu üben und Vergleiche mit dem gesundheitlichen Kontext anderer Länder anzustellen. Und schliesslich die Universität Basel, welche noch vor Abschluss der Masterklasse in Zusammenarbeit mit Freiburg und Strasbourg – den COIL Kurs «Sustainable Cities? Exploring our Cities through the Lense of the Sustainable Development Goals. Apply. Analyze. Act» durchführte. Es handelt sich um ein Projekt, das innerhalb der Europäische Universitäten Allianz Eucor/Epicur hervorging und eine Einführung in den SDGs-Ansatz und eine kritische Analyse der 2030-Agenda der Vereinten Nationen darbot. Dabei fand eine Reflexion über die Bedeutung dieses Ansatzes in der eigenen (lokalen) Realität der Studierenden und ein Bewusstmachen für kulturelle, geografische und politische Unterschiede bei der lokalen Umsetzung globaler, universeller Ziele.

Weitere Ideen für COIL konnten wegen knapper Zeitressourcen zwar nicht präsentiert werden, sind jedoch auf gutem Weg zur Realisierung, wie beispielsweise ein COIL-Kurs des UZH Graduate Campus, in welchem das Thema «Post-Doc Supervision» im Zentrum steht.

Anreiz für internationalen Austausch durch COIL

Es ist Tatsache, dass COIL in der Hochschulbildung eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit der Internationalisierung zu Hause spielt. Die Innovation, welche sich durch COIL für die Lehre im Zeitalter des digitalen Wandels bietet, ist des Weiteren von einem Grundtenor geleitet und der heisst Kollaboration als Co-Kreation. COIL bietet als Lehrmethode in globalen Lernumgebungen Gelegenheiten eine Beziehung zu Menschen aus anderen Ländern aufzubauen. Im Dialog mit Menschen irgendwo auf der Welt zu sein, kann für Studierende und Dozierende neue Möglichkeiten für einen Auslandaufenthalt schaffen. Dies kann sich auf die Personenmobilitäten positiv auswirken. Ausserdem können dadurch auch internationale Partnerschaften zwischen Institutionen entstehen und bestehende ausgebaut werden.

Movetia verfolgt in ihren Förderaktivitäten den Ansatz, den Ansatz «Internationalisierung zuhause», d.h. innerhalb der Hochschule, kontinuierlich zu integrieren und dadurch den internationalen und interkulturellen Austausch für möglichst alle Zielgruppen innerhalb einer Schweizer Hochschule zu ermöglichen. Mit dieser Absicht initiiert Movetia seit 2020 mit dem Kompetenz-Hub Movetia Academy verschiedene Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten für Schweizer Hochschulen. Um den kontinuierlichen Aspekt des Lernens in diesem Bereich zu fördern, werden nun auch die COIL Absolvent:innen – nun COIL Botschafter:innen – die Möglichkeit haben, einer Movetia Peer-Learning-Gruppe beizutreten, welche sich aus Alumni:ae aller bisherigen durchgeführten Module zusammensetzt.

Partnerschaft mit swissnex in Indien

Dieses Projekt war eine Zusammenarbeit der Movetia Academy mit Swissnex in Indien. Swissnex ist das globale Schweizer Netzwerk, das die Schweiz und die Welt in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation verbindet. Es unterstützt die Reichweite und das aktive Engagement unserer Partner für den internationalen Austausch von Wissen, Ideen und Talenten. Movetia hat bereits erfolgreich mit Swissnex in Indien an Projekten wie «nexHack Edtech #LearningTomorrow» im Jahr 2020 oder «Rethinking International Exchange with Digital» im Jahr 2021 zusammengearbeitet und konnte von deren globalem Wissensnetzwerk einen wertvollen Austausch für die Schweizer Hochschullandschaft erfahren.

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