Fallstudie zu inklusiven Projekten in der Jugendarbeit
Wir haben eine Fallstudie zur Inklusion in der ausserschulischen Jugendarbeit in Auftrag gegeben. Die Studie zielt darauf ab, das Verständnis von Inklusion im internationalen Jugendaustausch in der Schweiz zu vertiefen.
Ziel der Studie ist es, die Herausforderungen von inklusiven Jugendprojekten zu beleuchten und Bedürfnisse für die Zukunft zu eruieren. Dafür wurden im Frühjahr 2023 qualitative Interviews mit Projektverantwortlichen verschiedener Schweizer Jugendorganisationen durchgeführt.
Grosses Wissen bei den Akteur:innen und Hindernisse bei grenzüberschreitender Umsetzung
Die Studie zeigt die herausragende Qualität der Jugendarbeit in der Schweiz auf und bescheinigt den Akteur:innen ein theoretisches Wissen und Expertise zum Thema Inklusion. Dennoch zeigen sich auch Hindernisse in der praktischen Umsetzung, insbesondere in grenzüberschreitenden Projekten. Diese reichen von der Erreichung inklusiver Zielgruppen bis zu kulturellen Unterschieden und mangelnden Ressourcen.
Die Ergebnisse der Studie lassen sich in fünf Hauptpunkte zusammenfassen:
1. Hoher Stellenwert von Inklusion
Jugendorganisationen sehen Inklusion als gesellschaftspolitisches Anliegen und streben eine möglichst inklusive Arbeit an. Sie wünschen sich von Movetia und anderen Organisationen umfassende Unterstützung, die über finanzielle Mittel hinausgeht: «Inklusion ist auf der einen Seite natürlich ein politischer Begriff, für den wir uns auch auf politischer Ebene einsetzen, weil wir denken, dass Teilhabe für alle wichtig ist. (…) Aber basierend auf diesem Grundsatz ist es eine Querschnittaufgabe, also unpolitisch sondern eher gesellschaftlich.» - Inklusionsstudie Movetia (2024), S.6
2. Vielschichtige Herausforderungen
Inklusion wird als komplex betrachtet, abhängig von der Zielgruppe. Ein umfassendes Verständnis und methodisch-didaktische Ansätze sind vorhanden, erfordern jedoch einen regelmäßigen Fach- und Praxisaustausch sowie individuelle Beratung.
3. Breitere Teilnahme und Diversität
Projektträger:innen setzen sich für die Öffnung gegenüber exkludierten Teilnehmenden ein. Durch gezielte Kontaktaufnahme mit Organisationen und Jugendlichen aus verschiedenen Gruppen versuchen sie, ihre Arbeit diverser zu gestalten. Hierbei sind Matching-Angebote und die Unterstützung von Movetia entscheidend.
4. Organisationsentwicklung für Inklusion
Die Organisationen sehen Inklusion als Organisationsentwicklung an. Es wird gefordert, Strukturen und Leitungsebenen zu öffnen und Vorbilder zu schaffen. Die Einbindung spezialisierter Fachkräfte und sichtbare inklusive Öffnungsprozesse sind von großer Bedeutung.
5. Überwindung von Hürden
Die Realisierung von Inklusion erfordert die Überwindung bestehender Hürden, darunter mangelnde Ressourcen und Wissensdefizite. Projektträger:innen wünschen sich proaktive Unterstützung von Movetia und anderen Strukturen sowie gezielte Bewusstseinsbildung in der Schweizer Jugendarbeit.
Fazit: Die Studie zeigt, dass die Realisierung von Inklusion in grenzüberschreitenden Jugendprojekten vor einer doppelten Herausforderung steht: Einerseits bezüglich der eigenen Jugenderarbeit vor Ort und in der Schweiz, andererseits bezüglich der Zusammenarbeit mit internationalen Partner:innen und deren Zielgruppe. Die Interviewten betonen die Notwendigkeit von gezielter Unterstützung, Informations- und Reflexionsprozessen. Ein regelmäßiger Fachaustausch und nationale sowie internationale Vernetzungstreffen werden als hilfreich erachtet.
Wir freuen uns, dass ein Grossteil der Bedürfnisse, Wünsche und Ideen bereits mit den Maßnahmen in der Inklusionsstrategie von Movetia angedacht ist. Es wird jedoch auch ersichtlich, dass weitere Anstrengungen und Schritte zur Unterstützung von Projektträger:innen hinsichtlich inklusive(re)n Jugendprojekten nötig sind. Die Inklusionsstudie zeigt hier mögliche Ansatzpunkte für die Zukunft auf.
Mehr Informationen zur Inklusionsstrategie von Movetia finden Sie unter Chancengleichheit und Inklusion.