Europäischen Hochschulen: Mehr als die Hälfte der Schweizer Hochschulen nun dabei!
Die Europäische Union hat weitere 14 Projekte für eine Förderung ausgewählt – darunter drei Projekte mit Schweizer Partnerhochschulen. Als nächstes müssen in der Schweiz nun die Weichen für die Zukunft gestellt werden: eine Assoziierung an Erasmus+ würde Schweizer Institutionen den uneingeschränkten Zugang zur Initiative ermöglichen.
Die Initiative «Europäische Hochschulen» unterstützt transformative Ansätze, wie Hochschulen im europäischen Hochschulraum zusammenarbeiten. Mit dem Call 2024 hat die Europäische Union via Erasmus+ weitere 14 Projekte für eine Förderung ausgewählt. Damit steigt die Gesamtzahl der Erasmus+ «Europäischen Hochschulen» auf insgesamt 64 Allianzen mit 560 Hochschulen und übertrifft die Zielvorgabe der Europäischen Kommission von 60 Allianzen.
Die diesjährigen Schweizer Beteiligungen unterstreichen nochmals die Relevanz, welche Schweizer Hochschulen der Initiative beimessen. Drei Anträge mit Schweizer Beteiligung waren auf EU-Ebene erfolgreich; zwei weitere leider nicht. Insgesamt beteiligen sich mittlerweile 12 Schweizer Hochschulen an Erasmus+ finanzierten Allianzen. Das entspricht der Hälfte aller Universitären Hochschulen und Fachhochschulen der Schweiz. Das heisst auch, dass in ungefähr jeder fünften der 64 Erasmus+ «Europäischen Hochschulen» eine Schweizer Institution engagiert ist. Mit der ZHdK und der Universität St. Gallen streben zwei weitere Institutionen ein kleineres Teilengagement in Erasmus+ geförderten Allianzen an.
Eine Auflistung der Projekte 2024 mit Schweizer Beteiligung finden Sie am Ende des Textes.
Hintergrund der Initiative
Die Initiative «Europäische Hochschulen» wurde 2017 lanciert. Seit 2022 wurden in drei Erasmus+ Projektaufrufen insgesamt 64 Projekte für eine Förderung von je bis zu 14 Mio. EUR für vier Jahre ausgewählt. Die Allianzen dienen als zentrale Akteure des Wandels und gestalten die Zukunft der Hochschulbildung für ganz Europa. Die Initiative ist Teil der umfassenderen Strategie der Europäischen Union (EU) zur Verbesserung der Qualität, der Integration und der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung sowie zur Bewältigung der globalen Herausforderungen unserer Zeit.
Die Initiative ist das ehrgeizigste Vorhaben im Bereich der Hochschulbildung in Europa seit der Schaffung des Bologna-Prozesses im Jahr 1999. Die Allianzen unterscheiden sich von anderen Hochschulpartnerschaften durch ihre Arbeitsweise als "Netzwerk von Netzwerken" mehrerer einzigartiger Allianzen im Rahmen eines strategischen Top-down-Konzepts – vorgegeben durch die EU und Erasmus+ Mitgliedstaaten, d.h. ohne strategisch Beteilung der Schweiz – mit gemeinsamen übergreifenden Zielen.
Die Ausschreibung 2024 war wiederum sehr kompetitiv. Auf EU-Ebene wurden 56 Anträge eingereicht, 14 davon werden finanziert. Mit den insgesamt 64 Erasmus+ «Europäischen Hochschulen» wird das gesetzte Ziel erreicht, dass bis Mitte 2024 mindestens 60 Projekte aktiv sein sollen.
Die Schweiz und die «Europäischen Hochschulen»
Seit 2022 können Hochschulen aus der Schweiz unter Einschränkungen mitmachen. Auch 2024 unterstützt das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) via Movetia solche Teilnahmen finanziell. Wie hoch das Budget 2024 sein wird, ist noch unklar. Movetia und das SBFI setzen sich dafür ein.
Ergebnisse aus den geförderten Projekten werden immer sichtbarer.
Die Universität Zürich (UZH) konnte sich beispielsweise innerhalb der Una Europa Allianz in den - während der Pilotphase aufgebauten - Joint Bachelor in European Studies einfügen sowie den Joint Bachelor in Sustainability mit sechs anderen Partnerinstitutionen aufbauen. Damit kann die UZH ab Herbstsemester 2024 angehenden Studierenden Zugang zu einem internationalen, interdisziplinären Studiengang ermöglichen – dies natürlich nebst weiteren niederschwelligen Mobilitätsmöglichkeiten für eine breitere Zielgruppe.
Die Universität Lausanne (UNIL) engagiert sich innerhalb der Allianz CIVIS unter anderem intensiv an sogenannten «Blended Intensive Programmes». Diese Angebote von 3-6 ECTS umfassen eine online Zusammenarbeit von Studierenden und Dozierenden verschiedener Partnerinstitutionen sowie eine physische Begegnung der Beteiligten von ungefähr einer Woche. Die Expertisen und Ressourcen von Dozierenden und Lernenden werden transnational komplementär genutzt (siehe Erfahrungsbericht einer UNIL-Dozentin hier).
Community of Practice of European Universities
Mit dem Projektaufruf 2024 wurde auch ein Projekt (aus vier Anträgen) ausgewählt, um eine «Community of Practice» aller Europäischer Hochschulen aufzubauen und die Zusammenarbeit als Netzwerk von Netzwerken zu stärken. Das Projekt «FORum of European Universities for All (FOR-EU4ALL)» wird dazu beitragen, bewährte Verfahren und Erfahrungen innerhalb der europäischen Hochschulallianzen sowie darüber hinaus auszutauschen, zum Nutzen des gesamten europäischen Hochschulsektors.
Im Projekt sind 6 Schweizer Hochschulen (UNIGE, ETHZ, UNIBE, UNIBAS, UZH, HES-SO) durch ihre Allianzen direkt vertreten. Die Allianzen der weiteren Schweizer Hochschulen, inklusive derer, die 2024 zur Förderung ausgewählt wurden, sind als assoziierte Partner ebenfalls am Projekt beteiligt.
Wie weiter mit den «Europäischen Hochschulen»?
Auf europäischer Ebene wird es 2025 keinen weiteren Projekteaufruf «Europäische Hochschulen» geben. Für 2026-2027 soll es eine Zwischenlösung bei der Finanzierung geben. Das grosse Ziel ist, ab 2028 eine nachhaltige Finanzierung für die Allianzen zu verankern («investment pathway»). Diskussion zu diesem langfristigen «Wie weiter» laufen auf Hochtouren. Mit dem Vorschlag einer 7-jährigen Finanzierung soll die Weiterentwicklung der aktiven 64 Allianzen gewährleistet und zudem noch mehr Hochschulen in die initiative eingebunden werden.
Für die Schweiz würde eine Assoziierung an Erasmus+ eine uneingeschränkte Beteiligung an der Initiative und damit ein Engagement auf Augenhöhe ermöglichen. Die Verhandlungen dazu laufen im Rahmen der übergeordneten Verhandlungen der EU und der Schweiz. Sollte es nicht zu einer Assoziierung kommen, ist die Zukunft für Schweizer Institutionen unklar. Wahrscheinlich ist, dass der eingeschränkte Zugang mit Hürden wie bisher bestehen bliebe und eine finanzielle Unterstützung über die Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI-Botschaft) 2025-28 abgedeckt werden müsste. Die Unterstützung der insgesamt 12 Schweizer Institutionen ist jedenfalls wie für ihre Partnerinstitutionen über vier Jahre gesichert.
Erasmus+ «Europäische Hochschulen» mit Schweizer Partnerin (Projektaufruf 2024)
«Europäische Hochschulen» sind mit verschiedenen Schwerpunkten aktiv. Die Projekte mit Schweizer Beteiligung reflektieren die Bandbreite auf europäischer Ebene. Die Schweizer Fachhochschulen haben aufgeholt. Die folgenden Allianzen mit Schweizer Partnerinstitutionen resp. ihre Projekte wurden für eine Finanzierung durch Erasmus+ ausgewählt (alphabetische Reihenfolge):
ChallengeEU – mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)
Die Allianz Challenge.EU besteht aus 9 mittelgrosse Hochschulen in Europa. Sie engagieren sich in ihrem Projekt (2025-2028) für eine gemeinsame Weiterentwicklung einer praxisorientierten, innovativen und an gesellschaftlichen Zukunftsfragen ausgerichteten Lehre und Forschung (challenge-and-impact driven education, research and innovation). Der Fokus der Allianz liegt in den Themenfeldern 1) Sustainable Futures, 2) Health and Well-Being und 3) Smart Digitalisation, die interdisziplinär bearbeitet werden. In die Allianz eingebunden sind über 90 assoziierte regionale Partnerinstitutionen aus Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Gesellschaft.
Mehr erfahren: ChallengeEU Projekt und ChallengeEU Allianz
EUonAIR – mit der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI)
Die Europäische Hochschulallianz EUonAIR (European University on AI in Curricula, Smart UniverCity
and (Return)Mobility) besteht aus 10 Haupt- und mehr als 20 assoziierten Partnerinstitutionen. Mit ihrem Projekt, das Anfang 2025 beginnen soll und eine Laufzeit von 4 Jahren hat, will sie die Bildung durch künstliche Intelligenz (KI) in ganz Europa verbessern, indem sie Bildung, Forschung und Personenmobilität in diesem Bereich fördert und eine hochschulübergreifende Governanz-Struktur etabliert. Ausserdem soll die Bildung zugänglicher, integrativer und nachhaltiger werden, indem KI in das Lernen und die Verwaltung integriert wird und mit ausserakademischen Akteuren zusammengearbeitet wird.
Mehr erfahren: EUonAIR Projekt, EUonAIR Allianz und Medienmitteilung SUPSI
PIONEER – mit der Berner Fachhochschule (BFH)
PIONEER (The European University of Future Cities) widmet sich als «Europäische Hochschule» hauptsächlich dem Nachhaltigkeitsziel 11 «Nachhaltige Städte und Gemeinden» mit dem Ziel, dass Städte inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig werden. Die Allianz vereint in ihrem Projekt (2025-2028) 10 Hochschulen, 32 Städte und 16 Regionen in Europa. Die Allianz will sich als komplementäres akademisches Ökosystem sowohl der interinstitutionellen Zusammenarbeit für reibungslos funktionierende Lernmobilität und Innovation in der Lehre als auch der Internationalisierung in den eigenen Institutionen und Ländern innerhalb des Allianznetzwerkes widmen.
Mehr erfahren: PIONEER+ Projekt, PIONEER Allianz und Medienmitteilung BFH
Die Projekte mit einer Laufzeit von vier Jahren werden Anfangs 2025 starten.