Internationalisierung in der Hochschulbildung
Die European Association for International Education (EAIE) hat dieses Jahr die dritte Ausgabe des EAIE-Barometers veröffentlicht. Auch Vertreter:innen aus der Schweiz haben an der Auswertung teilgenommen. Hier ein genauerer Blick auf die wichtigsten Bereiche.
Das EAIE-Barometer bietet einen umfassenden Einblick in die aktuelle Situation der Internationalisierung der Hochschulbildung in Europa. Die Umfrage, an der 2817 Personen aus 46 Ländern des Europäischen Hochschulraums (EHEA) teilgenommen haben, liefert Hinweise auf die Vitalität des Sektors. Die Beobachtungen sind sowohl für die Arbeit von Fachleuten im Hochschulbereich als auch für Movetia interessant, da sie Einblicke in die Internationalisierungspraxis, aktuelle Schlüsselthemen, neue Tendenzen und Potenziale liefern. Der Bericht konzentriert sich in erster Linie auf die Perspektive von Fachleuten, die direkt im Bereich der Internationalisierung tätig sind.
(1) Die Wahrnehmung der Rolle der Befragten
Was die Zufriedenheit der Befragten betrifft, so wurde im Allgemeinen ein hohes Mass an Zufriedenheit mit der Arbeit und dem Sinn der Arbeit angegeben. Der Zufriedenheitsgrad nahm jedoch bei denjenigen ab, die sich als akademisches Personal bezeichnen, und bei denjenigen mit längerer Erfahrung in diesem Bereich. Was den Sinn der Arbeit anbelangt, so gaben 99 % der Befragten aus der Schweiz an, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Was jedoch die Zufriedenheit mit den von der Institution angebotenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten betrifft, so meldeten die Befragten aus Ungarn und Polen (jeweils 46 %) und Italien (53 %) die höchsten Werte für Unzufriedenheit. Auch die Schweiz zeigt mit 43 % noch Verbesserungspotenzial in diesem Thema.
Zwei Fragen waren auch dem internationalen Charakter der Befragten gewidmet und konzentrierten sich auf die Anzahl der internationalen Erfahrungen im Bildungs- oder Berufsbereich. In Bezug auf die Bildungserfahrung hatte die Schweiz (94 %) neben Deutschland (91 %) den grössten Anteil an Befragten mit mindestens einer internationalen Erfahrung.
(2) Die Wahrnehmung der Befragten über ihre Institution
Ein Vergleich mit früheren EAIE-Barometern ergab, dass die Zuständigkeit für die Internationalisierung in einem einzigen zentralen Büro mit einem zentralen Team abgenommen hat. Die Hälfte der Befragten gab an, dass es sich eher um eine Kombination aus zentralen und dezentralen Teams handelt. Ausserdem waren die Ansichten über Führung und Zielerreichung geteilt. Einerseits war mehr als ein Drittel der Befragten mit der Art und Weise, wie die Zuständigkeiten für die Internationalisierung in ihrer Einrichtung organisiert sind, nicht zufrieden und hatte kein volles Vertrauen in ihre Führung. Andererseits war die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass die Ziele, die sich ihre Einrichtung für die Internationalisierung gesetzt hat, klar und realisierbar sind. Vor allem in den nordeuropäischen Ländern wurden die Internationalisierungsziele ihrer Einrichtung jedoch nicht als ausreichend klar empfunden, darunter Dänemark (41 %), die Schweiz (27 %), Italien und Norwegen (jeweils 26 %).
Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Internationalisierung waren eine klare Strategie, eine motivierende und effektive institutionelle Führung und eine starke Unterstützung durch das Verwaltungs- und Hochschulpersonal.
(3) Wahrnehmung des Budgets
Im Vergleich zu den Bedenken über die unzureichende Finanzierung der Internationalisierung, die in den früheren EAIE-Barometern geäussert wurden, zeigen die Daten dieser Ausgabe ein relativ positives Bild, da mehr als 70 % der Befragten mit dem Umfang des Budgets zumindest zufrieden sind. Was die Unzufriedenheit mit der Höhe des Budgets betrifft, so äusserten die Befragten, die an Forschungsuniversitäten arbeiten, eher ihre Bedenken als Fachleute aus anderen Arten von Einrichtungen und Organisationen.
(4) Dynamik auf nationaler und europäischer Ebene
Wenn es darum geht, die Internationalisierungsziele der Hochschulen voranzutreiben, sieht die Mehrheit der Befragten die nationalen (58 %) und europäischen Behörden (53 %) als sehr einflussreich oder einflussreich an. Ein Vergleich mit dem früheren EAIE-Barometer deutet jedoch auf einen leichten Rückgang des Einflusses hin. Auch der Einfluss der europäisch finanzierten Programme wurde weiter analysiert, wobei die Daten aus der Schweiz und dem Vereinigten Königreich weggelassen wurden, da diese Länder nicht am Programm Erasmus+ teilnehmen.
(5) Wahrnehmung der Auswirkungen der Internationalisierung
In diesem Abschnitt wurden die Befragten gefragt, wie sie die Diskussion über die Auswirkungen der Internationalisierung in ihrer Einrichtung/Organisation wahrnehmen. 63 % der Befragten gaben an, dass die Debatte über die Auswirkungen der Internationalisierung in ihrer Einrichtung mit einer gewissen Dringlichkeit geführt wird. 47 % berichteten, dass sie in ihrer Funktion unter erheblichem Druck stehen, die Auswirkungen aufzuzeigen. Am häufigsten wurde dieser Druck von der Leitung der Einrichtung ausgeübt, gefolgt von nationalen Regierungen und Hochschulbehörden. Allerdings sahen nur 3 % der österreichischen und 2 % der schweizerischen Befragten ihre Arbeitgeber als Druckquelle an, während in den anderen Ländern zwischen 10 % und 30 % angegeben wurden.
(6) Themen, die für die Internationalisierung von Interesse sind
Ziel dieses Abschnitts war es, einen Einblick in die aktuellen Themen der Internationalisierung aus der Sicht der Fachleute und des Engagements ihrer Einrichtung zu erhalten. Die drei am häufigsten aus einer vordefinierten Liste ausgewählten Themen waren das Wohlbefinden der Studierenden, die Digitalisierung von Verwaltungsaufgaben sowie Inklusion und Vielfalt. Was das Interesse der Schweiz anbelangt, so waren 35 % der Schweizer Befragten an virtuellen Internationalisierungsaktivitäten wie COIL-Projekten oder virtuellem Austausch interessiert (EHEA-Durchschnitt: 28 %), sowie 25 % an Krisenvorsorge und -management (EHEA-Durchschnitt: 17 %).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das aktuelle EAIE-Barometer einen optimistischen Geist für die Entwicklungen bei der Internationalisierung des EHEA erkennen lässt, wobei die Fachleute in ihre Arbeit investieren, Fortschritte bei den Schlüsselaktivitäten machen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Praxis sehen. Die Analyse zeigt, wie wichtig es ist, ihre Interessen und Bestrebungen sowie die beobachteten Herausforderungen zu untersuchen.