Ein Austausch hängt nicht vom Zufall ab

Rund 3 % der Schweizer Schüler:innen haben im Schuljahr 2018/19 laut einer neuen Studie an einem Austausch teilgenommen. Die Studie zeigt auf, dass ein Austausch nicht zufällig entsteht. Mehrere Faktoren wie das Engagement der Lehrperson oder die Nähe zu einer Sprachgrenze sind ausschlaggebend.

Schüler:innen und Lehrer am Tisch

Auf Vorschlag von Movetia und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz hat die SKBF gerade die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht. Die SKBF hat einmalig für das Schuljahr 2018/2019 die Zahlen im Bereich der Austausche von Klassen zwischen den Sprachregionen während der obligatorischen Schulzeit in der Schweiz erhoben. Movetia selber führt eine jährliche Befragung bei den kantonalen Bildungsverwaltungen durch. Diese Erhebung basiert allerdings nicht auf flächendeckenden Umfragen und deren Aussagekraft ist deshalb limitiert. Ziel der SKBF-Studie ist es, die massgebenden Faktoren für Austausch- und Mobilitätsaktivitäten aufzuzeigen. Verwendet wurden die Daten aus 19 der 26 Schweizer Kantone.

Mehrere Faktoren sind ausschlaggebend

Aus der Studie geht hervor, dass mehrere entscheidende Faktoren die Durchführung eines Austauschs in einer Klasse beeinflussen. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Klasse an einem Austausch teilnimmt, mit zunehmender Distanz zur nächsten Sprachgrenze. Andererseits steigt sie, wenn der Anteil ausländischer Staatsangehöriger in der Gemeinde und der Anteil fremdsprachiger Schülerinnen und Schüler unter dem Durchschnitt liegen.

Eine weitere Erkenntnis: Die Austausche finden fast ausschliesslich auf Sekundarstufe I statt, während es sie auf der Primarstufe praktisch gar nicht gibt. Ausserdem wird die Initiative für einen Austausch im Allgemeinen eher von den Lehrpersonen als von der Schulleitung ergriffen.

Ergebnisse weit unter der nationalen Strategie

Nur 3,2 % der Schülerinnen und Schüler haben während des Schuljahres 2018/19 an einem Mobilitätsprogramm teilgenommen. Davon ausgehend, dass alle Schülerinnen und Schüler ein einziges Mal an einem dieser Programme teilgenommen haben und diejenigen, die mehrmals teilnahmen, nicht in der Mehrheit sind, müssten die Austauschaktivitäten beinahe um den Faktor 3,5 multipliziert werden, damit sie sich dem nationalen politischen Ziel annähern. Anders gesagt: Mindestens 11,2 % der Schülerinnen und Schüler müssten jedes Jahr an einem Austausch teilnehmen, damit die nationale Strategie erfüllt wird.

Zur Erinnerung: Der Bund und die Kantone haben 2017 in ihrer langfristigen Vision formuliert, dass alle jungen Menschen im Lauf ihrer Ausbildung mindestens einmal an einer Austausch- oder Mobilitätsaktivität teilnehmen sollen. Letztendlich müssen die entscheidenden Faktoren geprüft werden, welche die Organisation eines Austauschs zwischen den Sprachregionen tendenziell hemmen, damit der nationale politische Wille erfüllt werden kann.

Die Übernahme der Erhebung der Austausche von den Schülerinnen und Schülern während ihrer gesamten Bildungslaufbahn durch das Bundesamt für Statistik (BFS) würde vielversprechende Analysen ermöglichen, zum Beispiel den Vergleich der schulischen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern, die an Austauschen teilgenommen haben, mit derjenigen von Jugendlichen, die nicht von diesen Programmen profitieren konnten.

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