Schüler:innen sind motivierter dank Sprachassistentin
Die Möglichkeit als Sprachassistentin in der Schweiz zu arbeiten sei genau das, was sie sich gewünscht habe. Das sagt die junge Schweiz-Kanadierin Leslie Schmid. Schüler:innen wie auch Lehrpersonen der Kantonsschule Zug schätzen die Vielfalt im Unterricht.
«Am 10. März 1998!» Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. An diesem Tag ist Leslie Schmid mit ihrer Familie aus der solothurnischen Gemeinde Welschenrohr nach Kanada ausgewandert, nach Chesterville in Ontario. Hier hat die jetzt 24-jährige auch studiert, Englisch als Fremdsprache und Pädagogik. Und jetzt ist sie in der Schweiz an der Kantonsschule von Zug als Sprachassistentin fürEnglisch tätig. Sie habe nach dem Abschluss 2015 einfach grosse Lust gehabt, ihre ersten Schritte im Beruf als Lehrerin in der Schweiz zu tun, sagt Leslie zur Begründung und fügt an: «Ich wollte zurück zu meinen Ursprüngen, meine Familie hier besuchen und gleichzeitig erste Arbeitserfahrungen machen.»
Motivierender Spracherwerb, gutes Vorbild
Und die sind sehr angetan von der jungen Sprachassistentin. «Beim Englisch-Lernen finde ich es extrem motivierend, dass Leslie uns von ihrem Heimatland erzählt, und dass sie so jung ist. Sie vermittelt uns die Sprache einfach auf eine andere Art, als wir es uns sonst in der Schule ewohnt sind», sagt die 16-jährige Julia, die einmal pro Woche von der jungen Sprachassistentin unterrichtet wird. Und ihre gleichaltrige Freundin und Mitschülerin Johanna doppelt nach: «Leslie macht es einfach so spielerisch, wie mit dem Silbenrätsel charade.»
Julia kommt noch auf einen weiteren positiven Aspekt bei der schweizerisch-kanadischen Doppelbürgerin als Englisch-Unterrichtende zu sprechen: «Sie hat eine extrem schöne Aussprache.» Es mache schon einen grossen Unterschied, dass Leslie aus Kanada komme. «Man nimmt sie sich als Vorbild und versucht zu sprechen wie sie – denn an ihr merkt und weiss man: So sollte es tönen.»
Beide Schülerinnen sagen, sie sehen am Beispiel von Leslie, wie bereichernd Austausch sei, und könnten sich gut vorstellen, einmal selbst nach Kanada zu gehen. Johanna dazu: «Sie hat uns das Land so richtig schmackhaft gemacht.» Auf jeden Fall würde sie gerne nach der Kanti ein Austauschjahr dort oder in einem andern englischsprachigen Land verbringen. «Dann hat man beides gleichzeitig, man lernt die Sprache besser und kommt zugleich in der Ausbildung voran!» Und dabei sind weder Julia noch Johanna besonders versiert in Sprachen. Julia möchte später wohl Kriminologie studieren, und Johanna Veterinärmedizin. Und beide sind sich sicher darin, dass sie in der Schweiz studieren werden. Aber nachher... warum nicht einmal im Ausland tätig sein? Johanna sagt dazu nur mit einem verschmitzten Lächeln: «Tiere gibt es auf der ganzen Welt ...»
Halbklassenunterricht auch für Lehrpersonen ein Vorteil
Die Kantonsschule Zug setzt schon seit etlichen Jahren Sprachassistenzlehrpersonen im Sprachunterricht ein. Lehrer Richard Vogt, Fachschaftsverantwortlicher für den Bereich Englisch an der Kantonsschule Zug, berichtet von durchwegs guten Erfahrungen. Er sieht grosse Vorteile in der Möglichkeit, durch die Unterstützung der Sprachassistenzlehrpersonen die Klasse jeweils zu halbieren. «So kann ich viel spezifischer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen.» Beispielsweise sei zurzeit eine seiner Klassen sehr heterogen – mit vielen Jugendlichen, die muttersprachlich Englisch redeten. «Durch den Halbklassenunterricht kann ich diese in eine eigene Gruppe einteilen und die andern, für die Englisch wirklich eine Fremdsprache ist, in die zweite Gruppe.»
Aber nützen es die Schüler:innen manchmal nicht aus, dass Leslie neben dem Englisch auch perfekt Deutsch kann? Vogt lacht und schüttelt den Kopf: «Die wenigsten von ihnen wissen überhaupt davon!» Und auch Leslie widerspricht vehement. Mache einer ihrer Schützlinge den Versuch, mit ihr Deutsch zu sprechen, antworte sie jeweils auf Englisch, dass sie nichts verstanden habe. Aber das komme selten vor, die meisten versuchten von Anfang an ihr gegenüber alles auf Englisch zu formulieren.
Neue Horizonte dank jungen Auslandschweizer:innen
Lehrer Vogt sieht noch weitere Vorteile der Sprachassistenzlehrpersonen: «Durch ihr jugendliches Alter können sie die Schüler:innen jeweils auch anders motivieren.» Und in jedem Fall werde der Unterricht bereichert, wenn die Schülerinnen und Schüler vom Herkunftsland der Sprachassistenzen ganz direkt erführen. Es gehe ja schliesslich neben dem Spracherwerb auch darum, etwas von der Kultur eines anderen Landes kennen zu lernen. «Am liebsten hätte ich deshalb Assistent:innen aus ganz verschiedenen Teilen der Welt, wo Englisch gesprochen wird – aus Neuseeland, Südafrika oder Jamaika.» Aus rechtlichen und organisatorischen Gründen kamen die von Movetia vermittelten Sprachassistenzlehrpersonen bisher fast ausschliesslich aus Grossbritannien oder Irland. Mit der Vermittlung von Auslandschweizer:innen erschliesst Movetia nun diese neuen Horizonte.
Leslie Schmid weiss noch nicht, ob die Wege sie nach diesem Jahr im Sommer wieder zurücktragen werden nach Kanada. Im Moment sucht sie aber hier eine Arbeitsstelle – gerne würde sie ein weiteres Jahr als Sprachassistentin anhängen in einer Schule irgendwo in der Schweiz. Die Kantonsschule Zug ihrerseits wird wiederum bei Movetia neue Sprachassistenzlehrpersonen beantragen. Vielleicht ein Auslandschweizer aus Australien?