Jugendliche mit Behinderungen im internationalen Austausch

Die Stiftung Ton sur Ton organisierte Anfang Dezember ihren ersten inklusiven Jugendaustausch. Eine Woche lang trafen sich 13 maltesische und 18 Schweizer Jugendliche in La Chaux-de-Fonds. Ein Austausch, der nun langfristig etabliert werden soll. 

Jugendliche im Schnee

Drei Wochen nach dem Austausch hat Christophe Studer immer noch leuchtende Augen. «Zu sehen, wie diese jungen Menschen mit unterschiedlichen Sprachen über den Tanz miteinander kommunizieren, war ein grosser Moment der Menschlichkeit, unabhängig von jeglicher Leistung». Der Direktor von Ton sur Ton hat jedoch noch gut vor Augen, wie viel Arbeit dieses Projekt im Vorfeld bedeutete. «Ein Austausch wie dieser ist sehr kompliziert zu organisieren, man braucht Protokolle, um mit allen Situationen umgehen zu können.»

Denn unter den 30 Jugendlichen mit Behinderungen befanden sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Einschränkungen wie Autismus, Schizophrenie oder Zerebralparese. «Wir mussten uns im Vorfeld vorbereiten, um bei Krisen für alle einen sicheren Boden zu bieten», erklärt Christophe Studer. «Eine der Teilnehmerinnen hatte beispielsweise während der Woche 16 Angstattacken. Um die Betreuung dieser Jugendlichen zu gewährleisten, müssen also kompetente Personen gefunden werden. Und auf logistischer Ebene geht es auch darum, geeignete Unterkünfte und spezielle Transportfahrzeuge anzubieten.»

Genau in dieser Vorbereitung im Vorfeld lag die grösste Herausforderung des Projekts. «Auch aus diesem Grund ist die Unterstützung von Movetia so wichtig. Ohne diese Finanzierung wäre es unmöglich, diese Art von Austausch zu organisieren», versichert Christophe Studer, der von einem zusätzliche Fördergelder für die speziellen Bedürfnisse der Teilnehmenden profitierte.

Kultur für alle zugänglich


Auch wenn das Projekt aufwändig war, sind die menschlichen Auswirkungen immens. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es eine völlig neue Lebenserfahrung, eine Woche lang mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern zusammen zu leben. «Sie haben nicht nur zusammen getanzt, sie sind Bob gefahren, haben an einem Schokoladenworkshop teilgenommen, sich amüsiert...». So war die Aufführung, die am Ende der Woche im Rahmen eines Jugendzirkusfestivals vor Ort stattfand, nicht zentral. «Die Idee war, keine Vorgaben zu machen und möglichst reaktiv zu sein. Aber schon am ersten Tag haben sie zum Ausdruck gebracht, dass sie gerne tanzen, also haben wir sie in diese Richtung begleitet.»

Denn genau das ist das Ziel und die Aufgabe der Stiftung Ton in Ton: Kultur für alle zugänglich zu machen. «Es ist sehr wichtig, dass diese Gruppe auch am Programm der Stiftung teilnehmen kann. Ich glaube nicht, dass es für diese Menschen viele Projekte im Kulturbereich gibt.» Übrigens strahlte das Projekt weit über die Teilnehmenden und das beteiligte Betreuerteam hinaus. So haben die rund 600 Schülerinnen und Schüler von Ton sur Ton von der Entwicklung dieser künstlerischen Performance gehört oder sie sogar miterlebt. Auch die Öffentlichkeit konnte diese Inklusion in der Kunst erleben.

Blick in die Zukunft gerichtet


Beflügelt von der Begeisterung rund um diesen ersten inklusiven Jugendaustausch, denkt Christophe Studer bereits an die Zukunft. «Wir würden gerne jedes Jahr mit einem ähnlichen Projekt Anfang Dezember wieder an den Start gehen, um die Woche rund um den Internationalen Tag der Behinderung zu würdigen.» 

Der Direktor und sein Team möchten ausserdem einen Leitfaden erstellen, wie man einen inklusiven Jugendaustausch organisiert. Dieser könnte auch auf andere Bevölkerungsgruppen wie Migrant:innen oder Menschen in prekären Situationen angewendet werden. Denn wie Christophe Studer abschliessend feststellt: «Der Bereich Inklusion bietet viele spannende Möglichkeiten.» 

Gruppenbild im Schnee
Drei Jugendliche im Schnee
Gruppe Jugendliche beim musizieren

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